Dann gehe in eine Abendmesse der katholischen Kirche. Ja, das ist ernst gemeint.
Kürzlich war ich (nicht katholisch und dieser Kirche gegenüber kritisch eingestellt) an einem Samstagabend in einer Messe und sie kam mir wie eine fulminante Showveranstaltung vor.
Zu den Klängen der Kirchenorgel zog der Pfarrer mit seinen Assistenten ein. Alle trugen weiße Gewänder mit goldenen Stickereien, echt üppig. Ein Assistent trug eine ungefähr einen Meter hohe Kerze und hatte Mühe, diese gerade zu halten. Wenn ich eine derart große Kerze vor mir her tragen müsste, würde ich sie in der Mitte umklammern und noch irgendwie abstützen. Dieser arme Kerl musste sie auf einem Kerzenhalter balancieren (das Wort „Kerzenständer“ fand ich hier unpassend). Konzentriert lief er zum Altar um dort endlich die Kerze abstellen zu können. Das war richtig spannend. Ich fragte mich insgeheim, wie weit Kerzenwachs spritzt, wenn es aus einer Höhe von 2 Metern aus einer Kerze auf den Boden fällt.
Ein anderer Assistent hatte einen großen silbernen Weinkelch in den Händen und wieder ein anderer trug ein Gefäß, das an einer langen Kette kurz vor dem Boden baumelte. Wenn er es ein wenig tiefer gehalten hätte, wäre es, wahrscheinlich laut scheppernd, zu Boden gegangen. Noch ein Assistent hielt eine Schale, die er auf dem Altar abstellte. Ein weiterer Assistent schlug die Bibel auf. Der Pfarrer selbst musste gar nicht so viel machen. Eigentlich lief er nur den Assistenten voraus und machte ein ernstes Gesicht.
Nach dem theatralischen Einzug kam doch noch der Pfarrer zum Zug und durfte etwas erzählen. Irgendwann war er fertig und der bibelaufschlagende Assistent war wieder an der Reihe.
Damit niemand die grandiose Show verschläft, gab es auch Mitmachaktionen. Der Pfarrer sagte etwas und die Zuhörer antworteten. Gegen eingeschlafene Füße wurde von Zeit zu Zeit zur Bewegung aufgerufen. Mal sollten alle aufstehen, dann knien und zur Erholung durften alle wieder sitzen. Gut durchdacht und gesund. Ob die Krankenkassen demnächst den Besuch einer Messe empfehlen oder finanziell unterstützen werden? Schließlich fordern sie immer wieder dazu auf, sich mehr zu bewegen.
Ich fühlte mich während der Veranstaltung gut unterhalten, war aber auch froh, als es vorbei war. Jede Woche brauche ich das Spektakel beim besten Willen nicht, aber für Unentschlossene könnte es ab und zu eine Möglichkeit sein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen