Festliche Beleuchtung in Brügge

Freitag, 22. Oktober 2010

Phänomene auf der Autobahn

Dass nach einem Unfall eine Stoßstange auf der Autobahn liegen bleibt oder Reifenteile die Fahrbahn säumen, ist nicht unbedingt gut, aber man kann nachvollziehen, wie sie dorthin gekommen sind. Anders sieht es da mit Schuhen aus. Warum liegen oft Schuhe auf der Autobahn und warum immer nur einzelne, aber nie ein Paar Schuhe?
Ich habe dazu folgende Theorien entwickelt:

Theorie 1
In den Altkleidersammlungen dürfen auch Schuhe abgegeben werden. An jedem Container hängt ein Schild mit der Bitte, die Schuhe als Paar verknotet oder in einer geschlossenen Tüte abzugeben, damit man das Paar auch wirklich verwenden kann. Dazu sind wahrscheinlich einige zu faul und sie werfen die nicht mehr gewollten Schuhe einzeln in den Container. Wenn dieser nun geleert und dessen Inhalt mit einem Pritschenwagen abtransportiert wird, kann es passieren, dass einer dieser einzelnen Schuhe von der Ladefläche fliegt, der Trägheit sei Dank. Na, wer erinnert sich jetzt an den Trägheitssatz aus dem Physikunterricht?

Theorie 2
Wer einen Lastwagen überholt, sieht ab und zu Fahrer, die ihre Füße ohne Schuhe gemütlich auf dem Armaturenbrett ablegen. Bevor ein Fuß ohne Schuh auf dem Armaturenbrett liegen kann, muss man natürlich den Schuh ausziehen. Wenn es im Sommer heiß ist und der Fahrer das Seitenfenster heruntergelassen hat, kann ihm ganz schnell der linke Schuh beim Ausziehen aus dem Fenster fliegen. Da er den rechten Schuh auf der Beifahrerseite auszieht, landet nur der linke Schuh auf der Autobahn.

Theorie 3
Dies ist meine Lieblingstheorie.
Das Auto ist ein beengter Raum, in dem daher schneller Konflikte entstehen können, denn man kann sich hier nicht aus dem Weg gehen, um die Situation zu entschärfen. Wenn nun ein Konflikt zum Streit wird und einer der Streitenden ein impulsiveres Gemüt hat, nimmt er möglicherweise einen Schuh, um damit nach dem anderen zu werfen. Wenn dieser dem fliegenden Schuh ausweicht und auch noch das Fenster heruntergelassen hat, landet der Schuh zwangsläufig auf der Straße.

Das Phänomen der einzelnen Schuhe auf der Autobahn sollte damit hinreichend geklärt sein J

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Jagdfieber

Am Wochenende habe ich mal wieder im elektronischen Auktionshaus, dessen Namen ich aus rechtlichen Gründen lieber nicht nenne, herumgestöbert.
Früher fand ich diese Plattform sehr attraktiv zum Verkauf gebrauchter, aber nicht mehr benötigter Dinge. Mittlerweile sind die Regeln für Privatverkäufer so strickt, dass es keinen Spaß mehr macht. Aber ab und zu, wenn ich etwas suche, verschlägt es mich dorthin.
Beim Suchen ist mir aufgefallen, dass der Preis für gebrauchte Markenartikel nicht selten über dem Ladenpreis des ungebrauchten Artikels liegt. Was ist der Grund dafür?
Kommen bei Auktionen die Gene und Instinkte der früheren Jäger und Sammler wieder zum Vorschein?
Sich anpirschen, darauf warten, dass die Beute in der Schusslinie steht und den richtigen Moment abwarten, damit man die Beute auch wirklich erwischt und einen tödlichen Treffer landet. Ist das mit der Spannung und Anspannung kurz vor Ende einer Auktion vergleichbar?
Hier geht es doch auch darum, erst die Beute auszuwählen, diese bis kurz vor Ende der Auktion zu beobachten, das Gebot gerade noch innerhalb der Zeit abzugeben, sodass keiner mehr kontern kann und man es dadurch innerhalb der letzten Sekunden schafft, den aktuell Höchstbietenden mit dem eigenen Gebot zu überbieten. Wer wenige Sekunden zu früh bietet, kann von einem anderen überboten werden, wer zu spät bietet, wird nicht mehr berücksichtig und verliert. Bei der Jagd war das kaum anders. Wer zu früh auf die Beute zielte und sie nicht richtig traf, verscheuchte meistens das zu erlegende Tier. Wartete man zu lange, konnte es passieren, dass sich das Tier von selbst auf den Weg zu einer anderen Futterstelle machte und der Jäger ohne Beute nach Hause kam.
Sind wir daher vielleicht doch nicht so weit entwickelt, wie wir es uns einbilden sondern noch genauso programmiert, wie unsere Vorfahren?

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Philosophisches Filmestöbern

Kürzlich bin ich beim Stöbern in der DVD-Sammlung über einen Film gestolpert, von dem ich gar nicht mehr wusste, dass er tatsächlich Teil der Sammlung ist. Ja, ein typischer Frauenfilm, nämlich „runaway bride“ (Die Braut, die sich nicht traut). Ich musste augenblicklich an den Antrag denken, in dem es darum geht, dass es nicht immer nur schöne Zeiten gibt und man vielleicht auch mal die Entscheidung für den Partner bereuen könnte, man es aber noch mehr bereuen würde, wenn man sich nicht zueinander bekennt. Lest selbst, hier ist das Originalzitat:
"Look, I guarantee there'll be tough times. I guarantee that at some time, one or both of us is gonna want to get out of this thing. But I also guarantee that if I don't ask you to be mine, I'll regret it for the rest of my life, because I know, in my heart, you're the only one for me."

Ich frage mich gerade, ob sich jede/jeder über diesen Antrag gefreut hätte.
Wenn jemand im Alter von 30 Jahren heiratet und man davon ausgeht, dass diese Person 80 Jahre alt wird, folgt daraus, dass diese Person für die nächsten 50 Jahre mit ein und derselben Person verbunden ist. Woher will eine dreißigjährige Person wissen, ob der aktuell passende Partner in fünf oder zehn Jahren immer noch zu einem passt?
Ist es daher nicht eigentlich unglaublich naiv, sich auf „lebenslänglich“ einzulassen? Sollte man vielleicht besser auf das Modell des „Lebensabschnittsgefährten“ zurückgreifen, mit dem man eine durchaus ernsthafte und langjährige, aber niemals endgültige und verbindliche Beziehung führt? Für mich schließt das Wort die Ehe (aus meiner Sicht der höchste Status eine Beziehung) aus, denn diese ist auf „für immer“ ausgelegt, nicht für einen bestimmten Zeitraum, denn das versteckt sich letztlich im Lebensabschnitt.
Mir ist dieses Lebensmodell zu einfach. Diese Unverbindlichkeit, die ein Lebensabschnittsgefährte bietet, lässt den Freiraum, dann, wenn es mal wieder unbequem ist, einfach hinzuschmeißen. Meistens hat man keine gemeinsame Wohnung, die nach einer Trennung aufgelöst werden muss, sondern kann einfach einen Schluss-Strich ziehen und weiterleben, als hätte es den anderen nie gegeben.
Ich habe den Eindruck, dass unsere Wegwerfmentalität auch schon in Beziehungen Einzug gefunden hat. Oftmals wäre es billiger, sich einen neuen Drucker zu kaufen, statt für den alten neue Patronen. Reparaturen sind häufig teurer als ein neues Gerät. Warum sollte ich mich dann um jemanden bemühen und kämpfen, wenn mir Partnerbörsen, Singletreffs und so weiter suggerieren, dass ich jederzeit einen neuen und vielleicht sogar noch besseren Partner haben kann?
Was aber passiert, wenn ich immer nur nach einem noch passenderen Partner suche? Werde ich dann jemals den Partner schlechthin finden? Sind unsere Ansprüche an uns und andere in den vergangen Jahren nicht in Richtung utopisch angestiegen, sodass im Prinzip keiner der Richtige ist, weil man an jedem etwas bemängeln kann? Wo und wie würde jemand enden, der immer nur etwas noch besseres sucht? Ich vermute, dass eine solche Person unter chronischer Unzufriedenheit leidet. Sehr bedauerlich.
Wie kann man von einem anderen erwarten, perfekt zu einem zu passen, wenn man selbst nicht perfekt ist? Das ist doch nun wirklich niemand. Jeder hat Macken und da, wo zwei Individuen aufeinander treffen und beschließen, den Rest oder einen Teil ihres Lebens miteinander zu verbringen, sind Kompromisse unausweichlich. Wir sind so bequem geworden, dass wir gerne und viel konsumieren, aber keine Gegenleistung mehr erbringen wollen. Wird es in einer Beziehung mal ungemütlich, trennen wir uns lieber und lecken ein bisschen die Wunden, um uns kurz darauf in die nächste Beziehung zu stürzen und ein paar Jahre später wieder von vorne anzufangen. Toll, das bringt’s.
Was aber passiert, wenn man durchhält, an der Beziehung arbeitet, um sie kämpft und nach der stürmischeren Zeit wieder die Ruhe und Geborgenheit einer festen Beziehung und einer gemeinsam überstandenen, schweren Zeit genießen kann? Ist das nicht wesentlich mehr wert als der Kick einer neuen Eroberung? Und was ist mit dem Gefühl des sich noch näher Seins? Wer sofort aufgibt wird das sicherlich nie erleben.
Es ist idiotisch zusammenzubleiben, wenn es gar nicht mehr funktioniert, aber sofort gehen oder eine Beziehung im Status der Unverbindlichkeit vor sich hin baumeln zu lassen, weil man sich nicht festlegen will, ist schlicht feige.
Ich kenne durchaus auch Zeiten, in denen ich am liebsten das „Froschkönig-Prinzip“ anwenden würde. Was das ist? Ganz einfach: Den Partner an die Wand schmeißen und darauf hoffen, dass danach ein Prinz aufsteht. Aber mal ganz ehrlich: so ein Prinz ist doch furchtbar langweilig.
Vielleicht bin ich naiv, vielleicht auch unglaublich mutig, dass ich mich auf „lebenslänglich“ eingelassen habe. Aber ich denke, dass man sich miteinander verändert, wenn man gemeinsam an der Beziehung arbeitet. Das böse Erwachen, einer hat sich verändert und passt nicht mehr zum anderen, ist damit weitestgehend ausgeschlossen.
Gerade hier in Deutschland ist eine Scheidung mit einem großen bürokratischen und finanziellen Aufwand verbunden. Von heute auf morgen gehen funktioniert da nicht, zumal man sich normalerweise an das Trennungsjahr halten muss, welches einer Scheidung vorweggeht. Wer gerade in dieser Situation steckt, wird es anstrengend, belastend und nervig finden, aber ich denke, dass dieser Aufwand auch abschreckend wirkt, sodass Verheiratete eher versuchen ihre Beziehung wieder lebenswert zu gestalten als die Unverbindlichen. Das heißt natürlich nicht, dass sich Unverheiratete nicht umeinander bemühen, aber die Ebene ist doch eine andere.
Und was ist mit der dreißigjährigen Person, wenn sie wirklich fünfzig Jahre mit dem gleichen Partner ver- und erlebt hat? Ich habe diese fünfzig Jahre noch nicht hinter mir, aber es ist bestimmt wesentlich schöner mit der gleichen Person auf das Erlebte zurückzublicken, als alleine oder mit einem frischen Lebensabschnittsgefährten immer nur auf kleine Teile des Lebens blicken zu können. Die Schatzkiste wertvoller Erinnerungen ist bei den langjährig Verbundenen garantiert voller als bei den Unverbindlichen, die immer nur ein bisschen mit jemandem teilen und deren Beziehungsleben kein großes Ganzes ist, sondern eher den Eindruck vieler kleiner Puzzleteile erweckt.

Man sollte wieder lernen das, was man hat, zu schätzen. Falls gerade jemand darüber nachdenkt, das Handtuch zu werfen, überlege gut, ob das nicht eine vorschnelle Entscheidung ist, die auf Bequemlichkeit basiert, weil es eben auch mal mühsam sein kann, eine Beziehung zu führen und aufrecht zu erhalten.
Ich freue mich darauf, in ein paar Jahrzehnten als Achtzigjährige mit meinem immer noch gleichen Partner auf das zurückzublicken, was wir bis dahin gemeinsam erlebt und gemeistert haben.
Ich finde, es lohnt sich.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Das schwedische Möbelhaus

Ich liebe IKEA. Nein, nicht unbedingt, weil manche Dinge dort besonders günstig sind. Das meiste finde ich im Vergleich eher teuer (zum Beispiel Küchen und Sofas). Aber fast alle Möbel kann man im kompakten Karton aus dem Regal ziehen, nach Hause fahren und dann aufbauen, ich liebe es! Würde es nicht so bescheuert klingen, stünde in meinem Lebenslauf unter "Hobbies" an erster Stelle "IKEA-Möbel zusammenbauen". Ach ja, am besten ohne Akkuschrauber, das ist gemogelt und keine echte Handarbeit mehr.
Den Karton mit Einzelteilen öffnen ist fast so spannend wie Geschenke auspacken. Sind IKEA-Möbel Ü-Eier für Große? Immerhin bieten sie Spannung (sind wirklich alle Teile im Karton?) und Spaß. Ok, die Schokolade fehlt, aber die schmeckt nicht so besonders und hat genauso viele Kalorien und genauso viel Fett wie Chips! Nur werden Chips nicht als wertvolle Nascherei für Kinder angepriesen. Zurück zu den Möbeln. Wenn ein Teil fertig ist und an seinem Bestimmungsort aufgestellt wurde, weiß man, was man geleistet hat. Eine tiefe, innere Zufriedenheit, gepaart mit Stolz, macht sich breit.
Einem anderen Phänomen konnte ich mich mal wieder nicht widersetzen: Man kauft dort immer mehr, als man es eigentlich geplant hatte. Wir sind nun, 2,5 Monate vor Weihnachten, im Besitz neuer Deko. Wir können schließlich nicht wissen, ob wir vor Weihnachten noch mal einen Ausflug ins Möbelhaus machen werden. Aber wenigstens haben wir den Glögg made in Germany stehen gelassen.
Skåll!